Psychosomatische Körpertherapie
Das «Leib-Konzept» in der psychotherapeutischen Behandlung
Die Arbeit mittels des Körpers ist eine Arbeit mit dem Selbst, dem ganzen Menschen, dem Subjekt.
Psychische Krankheit ist immer auch eine Entfremdung vom lebendigen Körper. Bei Patienten mit Depressionen und Angsterkrankungen, sowie mit psychosomatischen Krankheiten und chronischen Schmerzen ist der Körper der Träger des Leidens. Sie erleben ihre Krankheit im Körper. Sie fühlen sich meistens "angespannt", merken aber nicht, wie viel Spannung oder Erstarrung sich im Körper aufgebaut haben und wie dies zu Angst und Hilflosigkeit beiträgt.
In Situationen der emotionalen Anspannung wird der Atem reduziert und dies geht mit einer Verkrampfung des Zwerchfell einher. Depressive Menschen zeichnen sich oft durch eine flache, eingeschränkte Atmung im Brustraum aus.
Da die Depression eine Vitalstörung ist, sind Vitalisierung, Aufgeben von Hilflosigkeit oder Erstarrung hier Ziele, die sich mit körperbezogenen Mitteln ansteuern lassen. Der Grad der Depression zeigt an, inwieweit der Betroffene das Bewusstsein für sich selbst als physische Person verloren hat.

Die Schwester des Künstlers, Melanie mit silberfarbenen Tüchern, (1908), Egon Schiele
Bildquelle: Wikimedia Commons.
Chronische Hypertonie der versteiften Muskulatur ist neben der Atemreduktion wohl die am häufigsten beschriebene Form der chronischen Körperabwehr (Überregulation). Im Gegenteil, chronische Hypotonie der Muskulatur steht als eine resignative Reaktion und eine Unterregulation intensiver negativer Affekte.
Schreibt der Forscher und Psychotherapeut Peter Levine, einer der bedeutendsten Traumaexperten unserer Zeit:
«Solange die Patienten kein Bewusstsein für ihre muskulären Empfindungen und für die verkörperte Erfahrung des Selbst haben, werden sie nicht in der Lage sein, alte Muster zu ändern»

Mandelblüte (1890), Vincent van Gogh
Zentrale Aspekte in der Therapie: «Feel your Embodiment»
Embodiment heisst Verkörperung: Gedanken, Emotionen, körperliche Empfindungen, Haltungen, Bewegungen und motorische Impulse sind untrennbar miteinander verbunden. Denken ist also keine abstrakte, vom Körper losgelöste Tätigkeit, sondern Körperzustände beeinflussen die psychischen Zustände bis hin zum Denken und Entscheiden.
Die Arbeit mittels des Körpers ist eine Arbeit mit dem Selbst, dem ganzen Menschen, dem Subjekt.
Körperwahrnehmung / Atmung / Körperhaltung / Bewegung / Körperkontakt (Touchmedicine)
- Das aktuelle Erleben steht im Mittelpunkt: Experiencing im Hier und Jetzt
- Der Körper entwirft seinen eigenen Erlebens- und Entwicklungsprozess und hat seine eigene Fortsetzungsordnung. Das kann durch gute (Beziehungs-) Bedingungen (wieder) in Richtung eines Wachstumsprozesses angestoßen werden.
- Die Therapie entfaltet sich in einem dialektischen Prozess zwischen Erfahrung (konkretem Erleben: sich-spüren, sich ausdrucken) und Reflexion im Rahmen des therapeutischen Dialogs.
- Der Patient lernt dabei, seine eigene Körpersprache zu verstehen und allmählich die in dem Symptom versteckte Botschaft aufzunehmen und hoffentlich diese in ihrer Bedeutung für seine Lebensführung ernst zu nehmen.
- Regulation des autonomen (vegetativen) Nervensystems: Gesundheit als die freie Oszillation zwischen sympathischer und parasympathischer Aktivität.
- Erkenntnisse moderner Berührungsforschung belegen die antidepressive, anxiolytische sowie analgetische Wirksamkeit heilsamer Berührung und körperbasierte Empathie.
- Die Hand des Therapeuten kann einem Patienten helfen, eine Spannung, einen inneren Zustand oder ein Gefühl leichter ins Bewusstsein treten zu lassen. Berührung kann verkörperte emotionale Erinnerungen in Bewegung bringen, die über lange Zeit im Körper chronisch festgefroren waren.
- Körperarbeit kann emotionale Erregung regulieren und beruhigen (durch Regulation des Atems, Stabilisierung und Erfahrung von menschlicher Bindung und Verbundenheit).
- U. a. wird der Serotonin- und Oxytocinspiegel erhöht, der Blutdruck und die Herzfrequenz gesenkt und die Vagusaktivität steigt.
- Die Aromatherapie
- «Flow-Experience»: Fluss der Energie im Körper erleben. Ein lebendiges, verkörpertes Sein in der Welt.
Zentrale Aspekte in der Psychosomatische Körpertherapie
Stabilisierung, Sicherheit, Verbindung
Emotionale Regulation, Bewältigung von Symptomen
Schaffung von Gefühlen der Sicherheit und Geborgenheit
Lebendige Steigerung der Energieniveaus und Selbstentfaltung
Veränderung der körperlich verwurzelten Muster, Förderung von Entwicklung